Geschichte der Gemeinde Weilau

Geografische Lage

Weilau befindet sich etwa in der Mitte der siebenbürgischen Hochebene, in ungefähr 500m Meereshöhe, ca. 22 km nordöstlich von Sächsisch-Regen. Es liegt an der nördlichen Grenze des Kreises Mieresch, wo der Kreis Bistritz-Nassod beginnt. Im Norden liegen die Gemeinden: Kleinschogen, Paßbusch und Rumänisch Pintak (Pintic). Im Westen: Tekendorf und Ludwigsdorf. Im Süden: Botsch. Und im Osten: Mindorf (Monor).

Der höchste Berg auf Weilauer Hattert, „Flachsberg“ oder „Feßberich“ genannt, hat eine Höhe von ca. 700m. Die drei Gassen „Niddergaß“, „Ewerschtgaß“ und „Ruedschgaß“ bilden das in einem engen Talkessel liegende Dorf, das von fast allen Seiten eng von Wäldern, Obstgärten und Weingärten umgeben ist. Nur nach Süden hin ist das Tal offen und da verläuft die einzige Verbindungsstrasse nach außen zur Verwaltungsgemeinde Botsch.

Laut einer Monographie der Gemeinde von Hannes Frim stammt der Namen Weilau von den mittelhochdeutschen Wörtern „Well“ und „Au“ ab. Das ist die mundartliche Form „Wella“. Der Name „Wella“ bezeichnet eine runde Au oder Waldlichtung in einem abgelegenen Waldtal, wo Kampfspiele stattfanden und Opfer zu kultischen Zwecken dargebracht wurden. Diese Deutung ist ziemlich einleuchtend, wenn man in Betracht zieht, dass das Dorf Weilau recht abgeschottet ist, mit einer einzigen Verbindungsstrasse im südlichen Tal, nach Botsch hin.

Geschichtliches

Auf dem Gebiet der Gemeinde Weilau ist seit ältesten Zeiten menschliches Leben nachweisbar. So wurde zum Beispiel bei der Neuanlage eines Weinbergs in etwa 2m Tiefe eine Steinhacke gefunden, die von Hannes Frim in seiner Monographie „Aufstieg und Niedergang“ sehr genau beschrieben wird. Ebenfalls erwähnt er eine Bronzeaxt und andere Schmuckähnliche Steingebilde, die ähnlich wie Perlen durchbohrt waren, sowie eine Begräbnisurne mit Beigaben. Die erwähnten Gegenstände wurden in der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen dem Bruckenthal-Museum in Hermannstadt übergeben.

Wann genau die ersten deutschen Einsiedler nach Weilau kamen ist nicht bekannt. Mit großer Wahrscheinlichkeit Anfang des 13.Jahrhunderts. Erste urkundliche Erwähnung der Gemeinde 1228 als „villa Radus“ (heute noch im Flurnamen Ruadesch/Ruedsch enthalten). Die zweite Nennung erfolgt 1319 als „possesio Veyla“, vermutlich eine später entstandene Siedlung nach dem Untergang von Radus - Ruadesch  durch den Mongolensturm von 1241/42.

Man kann mit Sicherheit annehmen, dass Weilau bei dem großen Mongolen- und Tatarensturm  (1241) schon von deutschen Siedlern bewohnt war. Die mündliche Überlieferung berichtet, dass zu der Zeit die Bewohner in das " Kelemen - Gebirge" (muntii Calimani) geflüchtet sind und am Fuß der „Poiana Tomii“ hausten. Der Ort wird bis auf den heutigen Tag "bei den Weilauer Öfen" ("La sobele uilenilor") genannt.

Im Laufe seiner Geschichte ist Weilau mehrmals von verheerenden Feuersbrünsten heimgesucht worden, wobei das Dorf zum Teil, einmal jedoch ganz niedergebrannt ist. Die letzte große Feuersbrunst vernichtete im Jahre 1892 die „Ruedschgaß“. Das Feuer wurde durch spielende Kinder verursacht. Während einer früheren Brandkatastrophe am Anfang des 18. Jahrhunderts fiel auch das Pfarrhaus den Flammen zum Opfer. Mit dem Pfarrhaus sind sämtliche schriftliche Aufzeichnungen und Bücher verbrannt. Diesem Umstand ist zuzuschreiben, dass über die fernere Vergangenheit von Weilau keine schriftlichen Aufzeichnungen vorhanden sind. In den über 800 Jahren, in denen Weilau hauptsächlich von deutscher (siebenbürgisch-sächsischer) Bevölkerung bewohnt war, gab es natürlich ein wirtschaftliches auf und ab, wie in anderen Teilen der Welt auch. Die hauptsächliche Erwerbstätigkeit der Einwohner bis zur Jahrhundertwende bestand im Weinbau, Landwirtschaft und Viehzucht. (Vor allem Ochsenmast und Schafzucht). Davon zeugt auch das älteste Gemeindesiegel mit der Aufschrift „GEMEINDE  WEHLA“ mit zwei Singdrosseln auf einem Weinstock sitzend.

Ein schwerer wirtschaftlicher Einschnitt war die Vernichtung der Weinberge durch die Reblaus im 1.Jahrzehnt des 20. Jahrhundert, was sich auf die wirtschaftliche Lage nachteilig auswirkte, so dass einige Bewohner von Weilau in der Zeit den Weg über den „grossen Teich“ wagten und wurden in den USA und  in Kanada ansässig, wo sie eigene Farmen gründeten. Auch der 1. Weltkrieg kostete die Gemeinde schmerzliche Blutopfer, das bezeugt eine weiße Marmor - Gedenktafel im Chorraum der Kirche.

Der 2. Wiener Schiedsspruch vom 30.März 1940 hatte für Siebenbürgen, erstmals seit Deutsche dort wohnten, eine Teilung zur Folge. Das mittlere und südliche Siebenbürgen blieb rumänisches Staatsgebiet, während Nordsiebenbürgen mit dem sog. Szeklerzipfel, der bis einige Kilometer vor Kronstadt reichte, Ungarn zugesprochen wurde.

So gab es auch in Weilau, das zu Nordsiebenbürgen gehört, zwischen den Jahren 1940-1944 eine Sonderentwicklung, die dann am 12 . September 1944 zur Evakuierung und Flucht der deutschen Bevölkerung führte. Zur Zeit der Evakuierung im Herbst 1944 lebten in Weilau etwa 640 Deutsche (Siebenbürger Sachsen); zwei rumänische Familien; ca. 150 Zigeuner (evangelischen Bekenntnisses) und eine jüdische Familie (bis zu ihrer Internierung im Frühjahr 1944).

Die Evakuierung der deutschen Bevölkerung in Nordsiebenbürgen ging organisiert vor sich, da die Verantwortlichen schon im Sommer dieses schicksalsschweren Jahres Vorbereitungen dazu getroffen hatten.Am 11.Sept.1944 traf der Evakuierungsbefehl ein und am darauf folgenden Vormittag begann schon der Auszug. In Wagenkolonnen aus Pferde- und Hornviehgespannen machten sich fast alle Deutsche aus dem Dorf auf den Weg in Richtung Westen. Sie flohen vor der herannahenden Roten Armee. Da die Hauptwege für die Wehrmacht freigehalten werden mussten, wurden die Flüchtlingstrecks auf schlecht passierbaren Wegen über die Berge geleitet. Unter schwierigsten Bedingungen, begleitet von ständigem Kanonendonner und Luftangriffen durch die Rote Armee gelangten die Wagenkolonnen mit Pferdewagen nach 40 Tagen, also am 22.Okt.1944, nach Nieder-Österreich in die Umgebung des Städtchens Hainfeld, Kreis Lilienfeld. Die zweite Wagenkolonne mit Hornviehgespannen traf zwei Wochen später ein, da diese mit der Marschgeschwindigkeit der Pferdewagen nicht mithalten konnten.

Anfangs wurden unsere Landsleute von der einheimischen Bevölkerung freundlich und hilfsbereit empfangen. Doch wurde mit der Zeit, bedingt durch die allgemeine Armut und die lange Dauer des Krieges, das Zusammenleben zwischen den Flüchtlingen und den Einheimischen zunehmend schlechter.

Als im Frühjahr 1945 die Front abermals in bedrohliche Nähe heranrückte, entschloss sich etwa die Hälfte der Weilauer Dorfgenossen zum weitertrecken in Richtung Ober-Österreich. Die andere Hälfte blieb in Nieder-Österreich zurück. Nach dreiwöchigem Marsch unter noch schwierigeren Bedingungen als beim Abschied aus Weilau, gelangte dieser zweite Treck in die Nähe von Vöcklabruck, wo viele Weilauer am Attersee und dessen näheren und weiteren Umgebung (Rosenau, Timelkam und der Salzburger Gegend) nach vielen schweren Anfangsjahren eine neue Heimat fanden. Einige sind in der langen Zeit des Wartens ausgewandert nach Deutschland, USA und Kanada und fanden dort ein Zuhause.

Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Österreich im Frühjahr 1945, kamen die in Nieder-Österreich Verbliebenen in russische Besatzungszone und mussten auf Aufforderung der Russen in die alte Heimat, nach Weilau, zurückkehren. Das waren etwa ein Drittel der ursprünglich deutschen Bevölkerung vor dem Krieg,  ca. 270 Personen. Den Heimkehrern erging es auch in Weilau so wie in vielen anderen nordsiebenbürgischen Gemeinden: die Häuser waren besetzt von Kolonisten, sie wurden enteignet und zu rechtlosen Menschen erklärt, sie mussten in Arbeitslager auf Zwangsarbeit. Manche wurden sogar gleich an der rumänischen Grenze in Großwardein aufgefangen und direkt nach Russland auf Zwangsarbeit verschleppt. Die meisten kamen erst nach vierjähriger Schwerstarbeit verhungert und erkrankt wieder nach Hause, andere starben dort an Hunger, Kälte und Überforderung durch die harte Arbeit. Erst in den 50-ger Jahren bekamen die Heimkehrer allmählich ihre Häuser zurück und durften wieder darin wohnen. Zeitweise wurden einige von ihnen im evangelischen Pfarrhaus oder in der Schule untergebracht. Andere erhielten bestenfalls irgend einen Raum in ihren ehemaligen Wohnhäusern und durften dort unter ärmsten Bedingungen wohnen solange bis sie allmählich ihre Häuser wieder zurückbekamen. Die Verhältnisse besserten sich grundsätzlich, nachdem den Rumäniendeutschen durch das Gesetz vom 7. Sept.1950 das Wahlrecht wieder zuerkannt wurde.

 

Eine entscheidende Wende trat ein, als - durch Dekret 81/1954 , ergänzt durch Beschluss des Ministerrates 986/1956 - Bauern und Besitzer von Eigenheimen auf Antrag ihre Höfe und Häuser, allerdings ohne früheren landwirtschaftlichen Grundbesitz zurückerhielten. Dieser wurde vom kommunistischen Regime enteignet und der Staatsreserve zugeführt und daraus entstanden ab 1948 die ersten Staatsfarmen „Staatliche Landwirtschaftsbetriebe“, mit Obstanlagen und Weinbergen und Ende der 50-ger, Anfang der 60-ger Jahre die „Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften“ auch Kollektiv genannt, mit Viehzucht und Getreideanbau.

Der Großteil der Bevölkerung arbeitete in oben erwähnten landwirtschaftlichen Betrieben und konnten sich trotz der schwierigen Zeiten wieder eine wirtschaftliche Existenz aufbauen. Auch das kulturelle Leben begann wieder in normale Bahnen zu kommen und das Zusammenleben mit den anderen Nationalitäten am Ort ging einigermaßen in Ordnung. Trotzdem hatten viele Deutsche aus Weilau, wie in den übrigen Gemeinden Nordsiebenbürgens auch, mehr und mehr den Wunsch zur Auswanderung oder Aussiedlung nach Deutschland. Schon in den 70-ger Jahren sind einige Familien nach Deutschland ausgewandert.

Wer als einzigen Grund der Auswanderung nur das bessere Leben in Deutschland vermutet, der urteilt falsch, denn es gab auch viele andere bedeutende Gründe:

  1. Die Trennung der Familien durch die Kriegs- und Nachkriegsereignisse und der Wunsch zur Familienzusammenführung.
  2. Die Situation der Deutschen in Rumänien. Zwar hatte die ganze Bevölkerung des Landes unter dem Kommunismus zu leiden, aber die Deutschen wurden härter getroffen als andere (durch Flucht, Russlanddeportation, Enteignung, mehrere Jahre Rechtlosigkeit, Arbeitslager, politische Verfolgung ...)
  3. Man hatte Angst, dass sich die deutschen Gemeinschaften auf Dauer nicht mehr erhalten könnten. Diese Angst wurde durch eine Politik der „Romanisierung“ seitens der kommunistischen Regierung noch mehr geschürt. Dazu kamen noch die schlechten Lebensbedingungen im Vergleich zum Westen, das Fehlen politischer und persönlicherFreiheit, unfreundliche Behandlung seitens der Behörden, Schikanen, Korruption und vieles andere mehr.

Die Auswanderung ging in den 70-ger Jahren nur langsam vor sich, verstärkte sich aber in den 80-ger Jahren aufgrund einer Absprache zwischen Rumänien und Deutschland, wonach für jeden Aussiedler ein sog. "Kopfgeld" gezahlt wurde.

Nur wer die oben geschilderten Tatsachen kennt, kann verstehen, dass nach dem Sturz des kommunistischen Regimes und nach der Öffnung der Grenzen 1990 fast alle noch  übrig gebliebenen Deutschen aus Weilau in die Bundesrepublik Deutschland ausgewandert sind.

Demographische Entwicklung der Bevölkerung

Dass es auf dem Gebiet der Gemeinde Weilau seit ältesten Zeiten menschliches Leben gibt, ist nachgewiesen. Über die demographische Entwicklung der ersten Jahrhunderte kann nur wenig gesagt werden, da es so gut wie keine Aufzeichnungen darüber gibt. Von der deutschen Bevölkerung ist bekannt, dass sie Anfang des 13. Jahrhunderts, also noch vor dem großen Mongolensturm (1241) hier angesiedelt war. Es wird geschätzt, dass in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Zigeuner in dieser Gegend auftauchten und seither mit der übrigen Bevölkerung am Ort zusammenlebten. Über die Anzahl der Bevölkerung und deren Volkszugehörigkeit (ethnische Zusammensetzung) vor dem 18.Jahrhundert ist schwer etwas zu sagen. Man kann nur vermuten, dass die Epidemie „Schwarze Pest“ um die Mitte des 14. Jahrhunderts auch in dieser Gegend viele Menschenleben forderte. Die älteste Statistik, auf deren Grundlage man ungefähr die Anzahl der Bevölkerung errechnen kann, stammt aus dem Jahr 1721 (Magyar statisztikai közlemenyek XII .Budapest 1896  Seite 211).

Anzahl der Familien nach ihrem sozialen Status:

  • 16 Bauernfamilien (wahrscheinlich Sachsen);
  • 14 Tagelöhner Familien (wahrscheinlich Zigeuner);
  • 7 Andere Familien, Hirten und sonstige Dienstleistungsanbieter (wahrscheinlich Rumäner).

Wenn man hier mit dem demographischen Faktor 5 (das heißt 5 Personen pro Familie) arbeitet, ergibt das eine Bevölkerungszahl von 185 Personen.  Die ersten vollständigen Angaben zur Bevölkerungsanzahl stammen von der ersten Volkszählung der Bevölkerung Siebenbürgens durchgeführt unter König Joseph II. ( Az elsö magyarországi népszámlalás 1784 - 1787; Budapest 1960 Seite 352 -353). Hier ist die Bevölkerung nach Anzahl der Häuser, der Familien und getrennt nach Geschlecht aufgeführt.

Ortschaft Anzahl Häuser Familien Total Bevölkerung Männlich Weiblich
Weilau 149 166 859 428 431

Weitere Entwicklung der Bevölkerung zwischen den Jahren 1785 - 1910 nach Jahrgängen getrennt
(Magyar statisztikai közlemenyek  I . Budapest, 1912 Seite 420 – 423).

Ortschaft 1785 1856 1869 1880 1890 1900 1910
Weilau 859 876 986 881 930 926 914

Für das Jahr 1910 ist die Bevölkerung dann noch einmal nach  Nationalität und Religion aufgeführt.

Ortschaft/Nationalität Ungarn Deutsche Rumäner Andere
Weilau 9 762 35 108
Ortschaft/Religion Röm Kath Griech. Kath. Reformiert Evang. Luth. Orthodox Jüdisch
Weilau 4 38 36 821 2 13

Aus religiöser Sicht fällt auf, dass die große Mehrheit Evangelisch Lutherisch ist. Zu dieser Konfession zählten alle Siebenbürger Sachsen und ein Grossteil der Zigeuner, die unter Nationalität "Andere" aufgeführt sind.

In der Zeit von 1910 - 1930 ist ein erheblicher Rückgang der Bevölkerung festzustellen als Folge des 1. Weltkrieges und der Abwanderungen nach Amerika (oder in die Industriezentren des Landes). Ein Vergleich zwischen den Jahren 1910 und 1930 (Recensámántul general al populatiei României din 29.dec.1930, II. Bukarest, 1938 Seite 668 -669) macht dieses deutlich.

Ortschaft Gesamtbevölkerung 1910 Gesamtbevölkerung 1930
Weilau 914 749
Ortschaft/Nationalität Ungarn Deutsche Rumäner Juden Zigeuner Total
Weilau 8 589 32 6 114 749
Ortschaft/Religion Röm Kath Griech. Kath. Reformiert Evang. Luth. Orthodox Andere Total
Weilau 4 37 22 672 4 10 749

Eine grundsätzliche Veränderung der demographischen Lage in Weilau bringt der 2. Weltkrieg mit sich, da die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung vor der Roten Armee flüchtet an deren Stelle viele Kolonisten nach Weilau umsiedeln. Eine Übersicht aus den Jahren 1966 und 1977 soll das verdeutlichen.

Ortschaft/Nationalität Ungarn Deutsche Rumäner Andere Total
Weilau 302 269 86 141 768
Ortschaft/Nationalität Ungarn Deutsche Rumäner Andere Total
Weilau 231 230 228 134 823

Wenn man die beiden Volkszählungen aus 1966 und 1977 vergleicht, ist festzustellen, dass die deutsche Bevölkerung langsam abnimmt. Nach 1970 haben viele Deutsche einen Antrag auf Aussiedlung in die Bundesrepublik Deutschland gestellt. Nach der Wende (1989) und dem Ende des Ceausescu Regimes sind fast alle Deutsche ausgesiedelt und wohnen jetzt verstreut in ganz Deutschland, auch in Kanada den USA und sogar in Australien.

Die letzte Volkszählung aus dem Jahr 2002 ergibt folgendes Bild:

Ortschaft/Nationalität Ungarn Deutsche Rumäner Roma Andere Total
Weilau 175 12 215 197 3 602
Ortschaft/Religion Röm Kath Reformiert Evang. Luth. Orthodox Andere Total
Weilau 166 10 194 231 1 602

Religiöses und kulturelles Leben - Kirche und Schule

Für das erste Jahrhundert nach Christus gibt es kaum schriftliche Urkunden über religiöses und kulturelles Leben für diese Gegend. Die in Siebenbürgen angesiedelten Sachsen kamen als katholische Christen  aus geordneten kirchlichen Verhältnissen. In der neuen Heimat  fanden sie ebenfalls eine katholische Kirche mit festen Einrichtungen vor, zu der die Ungarn und Szekler aus Siebenbürgen gehörten. Seit Ende des 11.Jahrhunderts residierte in Weißenburg (Alba Iulia) ein katholischer Bischof, zu dessen Sprengel Siebenbürgen mit den von Ungarn und Szeklern bewohnten Gebieten gehörte. Die Rumänen und Slaven gehörten der orthodoxen Ostkirche an. Ob es unter den ersten deutschen Siedlern auch Geistliche gab, wissen wir nicht. Solche sind aber sicher bald erschienen, denn das Siedlerrecht der Kolonisten regelte von Anfang an auch die kirchlichen Angelegenheiten. Im Adreanum von 1224 - bekannt als „Goldener Freibrief“ der Siebenbürger Sachsen heißt es diesbezüglich: ...“Sie (die Sachsen) sollen ihre Pfarrer frei wählen und die Gewählten dem Bischof vorstellen. Sie sollen ihnen den Zehnten geben, und in allem kirchlichen Recht sollen sie ihnen nach altem Herkommen Rede und Antwort stehen.“

Damit wird den sächsischen Gemeinden vom ungarischen König Geisa II. das Recht gewährt, ihre Pfarrer selbst zu wählen und vom Bischof bloß bestätigen zu lassen, die Geistlichen für ihre Dienste mit dem Zehnten zu entlohnen sowie über das Kirchenvermögen zu verfügen.

Diese Rechtslage ermöglichte es den Sachsen eine kirchliche Struktur zu entwickeln, wie sie abendländische katholische Kirchengemeinden, wo die freie Pfarrwahl eine Ausnahme war, nicht kannten. Mehr noch, die neuen Siedler waren bestrebt sich der bestehenden kirchlichen Hierarchie, also dem Patronat des siebenbürgischen Bischofs aus Weißenburg (Alba Iulia) zu entziehen. Das führte dazu, dass sie 1189/1190 eine eigene Probstei mit dem Sitz in Hermannstadt erhielten, die vom Papst Cölestin III. 1191 bestätigt und dem Erzbischof von Gran (Esztergom) unterstellt wurde. Damit war sie dem Einfluss des Weißenburger Bischofs entzogen.

Auf dem gesamtdeutschen siebenbürgischen Siedlungsgebiet bildeten sich, nach dem Vorbild der Landdekanate aus der Urheimat, kirchliche Verwaltungsverbände, die hier in Siebenbürgen die Bezeichnung „Kapitel“ erhielten. Das Gotteshaus selbst baute die Gemeinde, stattete es aus und unterhielt es auch. Die heutige Kirche von Weilau wurde an der Stelle einer früheren Holzkirche, auf einer Anhöhe, die das ganze Dorf überragt, im Jahre 1795 durch den Baumeister Hecht aus Bistritz erbaut. Der Untergrund neben der Kirche war angeblich nicht geeignet für den Bau des Glockenturms. Daher wurde der Turm dann einige Jahre später (1830) unten im Dorf neben der alten Schule erbaut. Bis zur Reformation waren die Bewohner von Weilau, wie übrigens alle Siebenbürger Sachsen, gutgläubige Katholiken, deren Glaube und Frömmigkeit sich an dem orientierte, was in der römisch-katholischen Kirche Geltung hatte und in Übung war. Bereits 1519 sind die ersten Schriften Martin Luthers von Kaufleuten, Handwerkern und Studenten nach Herrmannstadt gebracht worden.

Diese fanden großes Interesse in der Bevölkerung und auch bei einem Freund Martin Luthers, dem humanistischen Gelehrten und Stadtpfarrer von Kronstadt Johannes Honterus.

Dieser gab 1542 ein Reformationsbüchlein für Kronstadt und das Burzenland heraus, und fünf Jahre später  1547 die „Kirchenordnung aller Deutschen in Siebenbürgen“. Auf dieser Grundlage wurde die Reformation in kürzester Zeit bei allen Deutschen in Siebenbürgen durchgeführt. Auch in Weilau hat man sich dieser Erneuerungsbewegung der Kirche angeschlossen. Unter anderem wurden die Heiligenbilder aus der Kirche entfernt und in einem unweit der Kirche gelegenen Talkessel verbrannt. Das kleine Seitental heißt bis auf den heutigen Tag „Katzerkaul“ (Ketzertal). Der Kleine Katechismus Luthers wurde als Glaubensbekenntnis angenommen.

Mit der Annahme des Augsburger Bekenntnisses 1572 erfolgte der Anschluss an die Lutherische Kirche in Deutschland. Fortan hieß die Kirche „Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses“. Die Kirchenordnung des Honterus von 1547 regelte alle kirchlichen Handlungen wie Taufe, Eheschließung, Gottesdienstgestaltung, aber auch die Fürsorgen für die Armen und Waisen. Ein besonderes Kapitel bezog sich auf das" Aufrichten von Schulen“. Natürlich gab es in Siebenbürgen schon vor der Reformation Schulen in deutscher Sprache, wie der bedeutende Forscher des siebenbürgisch-sächsischen Schulwesens, Heinz Brandsch, bei seinen Forschungen herausfindet. Doch von der Reformation gingen Impulse zur Neugestaltung und Belebung des Schulwesens aus.

In Siebenbürgen gehörte die deutsche Schule der Evangelischen Kirche und das blieb bis nach dem 2.Weltkrieg so, als 1948 durch die neue Verfassung der Rumänischen Volksrepublik der allgemeine Rechtsstand der Kulte in Rumänien geregelt und die Schule von der Kirche getrennt und verstaatlicht wurde. Für das Jahr 1660 ist laut Michael Kroner „Kirche und Schule der Siebenbürger Sachsen“ nachgewiesen, dass jede Pfarrei eine Schule hatte. In Weilau ist im Jahre 1874 die deutsche Schule mit zwei Klassen erwähnt, wobei davon auszugehen ist, dass es sich nicht um zwei Jahrgänge, sondern um zwei Unterrichtsstufen handelte: Die Grundstufe mit den Klassen 1-4 und die Oberstufe mit den Klassen 5-7.

Dabei hatte jede Unterrichtsstufe einen eigenen Lehrer oder Rektorlehrer. Bis zum zweiten Weltkrieg war der Pfarrer der Vorsteher des Lehrerkollegiums und die Kirche stellte Lehrer ein und aus. In Weilau ist bis zum zweiten Weltkrieg nur eine deutsche Schule erwähnt, da es nur wenige rumänische Einwohner gab. Die dort wohnenden Zigeuner haben, wenn überhaupt, die deutsche Schule besucht. Außer in Deutsch wurden in der Volksschule auch einige Unterrichtsstunden in der jeweiligen Staatssprache erteilt. Früher in ungarisch, dann ab 1919 in Rumänisch. Zu erwähnen ist auch dass es bis zum  2.Weltkrieg in Weilau nur eine Evangelisch-Lutherische Kirche gab, zu der auch die dort wohnenden evangelischen Zigeuner gehörten. Erst nach dem 2.Weltkrieg ist in einem ehemaligen sächsischen Haus, mitten in der Gemeinde, gegenüber von der Schule, ein Gottesdienstraum für die ungarische Bevölkerung (Katholischer Konfession) eingerichtet worden mit einem kleinen Turm, aus dem die Glocken zum Gottesdienst rufen. Erst nach der Wende, im Jahre 1997, ist in der Ruedschgasse eine orthodoxe Kirche neu erbaut worden. Vorher haben auch die Orthodoxen ihren Gottesdienst in einem dafür hergerichteten Haus gefeiert.  Heute wird die ehemalige sächsische Kirche von den dort lebenden evangelischen Zigeunern genutzt, die größtenteils in dieser Kirche getauft und konfirmiert wurden. Das ist in ganz Siebenbürgen eine einmalige Sache, in allen anderen Gemeinden sind die Zigeuner entweder orthodox oder katholisch.

In Weilau haben sie sich in der Religion an die einzige Kirche, die früher vor Ort war, angepasst. Was das Schulwesen betrifft, so ist heute in Weilau eine allgemeinbildende Schule in rumänischer Sprache mit 8 Klassen, die alle Kinder vor Ort besuchen.

Brauchtum und Tradition

Die Volksgemeinschaft der Siebenbürger Sachsen, wie sie bis gegen Ende des zweiten Weltkrieges bestanden hat, war in Europa etwas Einmaliges. Im Laufe der Jahrhunderte durch viel Not und Bedrängnis hindurchgegangen und geprägt, war sie zu einer, unter dem Schutz der Evangelischen Landeskirche stehenden, festgefügten, traditionsgebundenen Gemeinschaft zusammengewachsen. Sitte und Brauchtum prägte in hohem Maß das Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft. Für das Überleben einer Volksgemeinschaft über mehrere Jahrhunderte ist Brauchtum und Tradition eine wichtige Brücke, die Gegenwart und Vergangenheit zusammenhält. So haben sich auch in Weilau solche alten Sitten und Bräuche über Jahrhunderte erhalten, zumal diese Gemeinde abgelegen und von städtischen Einflüssen weniger berührt war. Hauptsächlich haben sich Bräuche und Sitten an wichtigen Punkten im Leben der Menschen (z.B. Taufe, Konfirmation, Trauung, Beerdigung), sowie an den großen Festen im Laufe des Kirchenjahres festgemacht.

Taufe

In den meisten Fällen, abgesehen von Nottaufen, wurde das Kind vier Wochen nach der Geburt getauft. Am Vorabend der Taufe ging der Vater des Kindes in Kirchentracht zum Pfarrer, um die Taufe anzumelden. Dabei benannte er auch die beiden ältesten Taufpaten mit ihren Frauen, die "Goden" (Patin) genannt wurden. Die Taufe fand in der Regel im Anschluss an den sonntäglichen Gottesdienst statt. Nach der Taufe wurde der Täufling von der jüngsten Patin in das Haus getragen. Dabei wurde als Scherz von ihr verlangt, sieben Glatzköpfe aus dem Dorf aufzuzählen.

Das Kind wurde dann mit folgendem Spruch der Mutter übergeben:

„Hier tu ich es auf diesen Tisch; es soll wachsen wie ein Fisch. Hier tu ich es auf diesen Herd; es soll seinen Eltern sein lieb und wert.“
  • Bei Knaben: „Hier tu ich ihn auf diesen Krug, er soll seinem Vater treiben zum Pflug.“ (Beim Pflügen das Gespann treiben)
  • Bei Mädchen: „Hier tu ich sie auf diesen Iern (Fußboden), sie soll ihrer Mutter helfen kehren.“

Und dann in beiden Fällen: „Wer das Kind am liebsten hat, soll kommen und es sich nehmen,sonst trag ich es mir heim.“

Natürlich griff die Mutter dann sofort zu und nahm sich ihr geliebtes Kind.

Früher wurden zu dem anschließenden Taufmahl die Paten nicht mit eingeladen, nur die Frauen, die „Goden“, nahmen daran teil. In letzter Zeit hat man jedoch auch die Paten dazu eingeladen.

Konfirmation

Nach Beendigung der Volksschule wurden die Jungen  mit 15, die Mädchen mit 14 Jahren konfirmiert. Nach der Konfirmation traten die Burschen in die Bruderschaft, die Mädchen in die Schwesternschaft ein. Dies waren Jugendvereinigungen, die unter der Obhut der Evangelischen Kirche standen. An ihrer Spitze war in der Bruderschaft der „Alt-Knecht“, in der Schwesternschaft „Alt-Maid“ und deren Stellvertreter. Die Oberaufsicht führten die vom Presbyterium bestellten zwei „Kirchenväter“. Durch die Konfirmation wurden die Burschen und die Maiden in die Gemeinschaft der erwachsenen evangelischen Gemeindeglieder aufgenommen und konnten danach das Patenamt in der Gemeinde annehmen. Der Konfirmation ging in der Regel der Konfirmandenunterricht voraus und die Konfirmanden nahmen zum ersten Mal am Heiligen Abendmahl teil. Bei der Konfirmation trugen die Mädchen zum ersten Mal die Kirchenfesttracht der Maiden. Zu dieser gehörte als Kopfschmuck der schwarzsamtene zylinderförmige „Borten“. Von diesem fielen über den Rücken buntbestickte Bänder. Über dem blütenweißen Hemd mit bauschigen Ärmeln wurde das schwarze „Schößel“-Samtleibchen getragen. Es war verziert mit in ruhigen Farben gehaltenen Schnüren. Dazu kam ein weiter weißer Faltenrock "Penel" genannt, worüber in der Taille, an einem unauffälligen Gürtel befestigt, schwarzsamtene Bänder mit in farbiger Seide gestickten Blumenmustern hingen. Vorn wurde auf dem Faltenrock eine meist bunte Schürze aus Seide getragen. Später wurde die bunte Schürze durch eine auf weißem Grund mit schwarzen Blumen bestickte Schürze ersetzt.

Dazu gehörten schwarze Strümpfe und schwarze hohe Rindboxschnürschuhe. Im Winter kam der Kirchenpelz hinzu. Das war ein weißer Schaffellmantel, der mit in farbiger Seide bestickten Ornamenten und Blumenmustern verziert war. Die Kirchentracht der Burschen war sehr viel einfacher und bestand aus einem breitkrempigen schwarzen Filzhut als Kopfschmuck, bei jungen Burschen mit einem bunten Atlasband und vorne mit einem kleinen Kunstblumensträußchen daran. Das weiße Hemd hatte etwas bauschige Ärmel. Darüber wurde ein breiter Ledergürtel, mit Ornamentlederstickerei verziert, getragen. Dazu kam eine schwarze Stoffweste, mit echtem Rücken und einem Kragen mit kurzem Revers. In früherer Zeit war es eine weiße seidenbestickte Pelzweste .Während man im Sommer ohne Joppe ging, kam im Winter eine schwarze Lodenjoppe hinzu. Zum Kirchgang gehörte der schwarze sog. „Kotzen“, ein Schafwollmantel, in dessen Ärmel der Träger jedoch nur bei besonderen Anlässen wie Konfirmation und Heiliges Abendmahl schlüpfte. Sonst wurde der Mantel nur umgehängt getragen, vorne durch eine Messingkette zusammengehalten. Die Hose war in alter Zeit tiefblau, später dann weiß. In neuerer Zeit trug man eine schwarze Stiefelhose mit schwarzen Schaftstiefeln. Im Winter trat anstelle des Hutes als Kopfbedeckung eine schwarze Lammfellmütze.

Es war üblich, das die Konfirmanden am Vorabend der Konfirmation, bei der sie zum ersten Mal am Heiligen Abendmahl teilnahmen, Verwandte, Freunde, Paten und Nachbarn um Verzeihung baten (für Kränkungen und eventuelle Fehler usw...)

Trauung

In Weilau wurde in der Regel früh geheiratet. Die Mädchen meistens mit 16 - 17 Jahren, ab und zu sogar früher, selten später. Die Burschen teilweise nach Ableistung des Militärdienstes, hin und wieder auch mal früher. Selten war es die „große  Liebe“, die zwei junge Menschen zusammenführte, sondern oft der wohlgemeinte Rat der Eltern und sonstiger Anverwandter, oder auch der Wunsch nach Vergrößerung des landwirtschaftlichen Betriebs. Dann erfolgte das sog. Brautwerben "Hesche goh", wobei der junge Mann mit seinem Vater oder einem sonstigen Verwandten als Brautwerber im Elternhaus der Braut erschien, wo in althergebrachter Form um die Hand der Tochter des Hauses angehalten wurde. Das Versprechen wurde natürlich bei einem Kruge Wein gefeiert. Von den Müttern des Brautpaares wurde danach besprochen, wann und wie Verlobung und Hochzeit gefeiert werden sollen. Am Sonntag vor der Hochzeitsfeier wurden von den Eltern oder von den Vätern des Brautpaares die verheirateten Hochzeitsgäste eingeladen. Die Braut mit der Brautmaid lud ihre Jugendfreundinnen und in der Regel die ganze Schwesternschaft ein. Der Bräutigam und der Bittknecht lud seine Jugendfreunde und auch meistens die ganze Bruderschaft ein.

Am Vorabend der Hochzeitsfeier ging der Bittknecht, feierlich gekleidet mit dem "Kotzen", den Bittknechtstrauß am Hut oder an der Lammfellmütze, in der rechten Hand den mit bunten Bändern gezierten Bittknechtstock, die Hochzeitsgäste im Namen beider Häuser in althergebrachter Weise einzuladen:

„Gott gebe euch einen guten Abend! Ich bin ausgesandt von dem Burschen, dem Bräutigam  und seiner ganzen Verwandtschaft. Sie lassen euch bitten, ihre eingeladenen Hochzeitsgäste zu sein, hochzeitliche Geschäfte helfen führen, im Guten anzufangen und zu einem guten Ende helfen führen, sie versprechen euch zusammenzuhalten im Segen des Herrn, solange es euer Wille und Gottes Wille sein wird“.

Am Hochzeitsmorgen ging dann der Bittknecht nochmals reihum zu allen geladenen Gästen und die Brautmaid zu allen geladenen Maiden und luden sie nochmals zum Hochzeitsfest ein.

Am Hochzeitstag, am frühen Vormittag fanden sich die Gäste ein. Die Verwandten des Bräutigams in dessen Elternhaus und die der Braut in ihrem Elternhaus. Sie verwendeten dazu folgenden Gruß:

„Gott gebe euch einen guten Morgen! Verzeiht, dass wir mit fortkommen. Wir haben ein ehrliches Wort erhalten, unsere Zukunft soll euch nicht schwermütig vorkommen. Gott segne den heutigen Tag.“

Dann machte sich der Bräutigam mit seiner Verwandtschaft auf zum Brauthaus. Dort angekommen wurden zwischen Hochzeitvater (Trauzeuge des Bräutigams) und Wortmann (Trauzeuge der Braut) die üblichen Grußworte gewechselt, danach nahm die Braut Abschied von ihrer Familie und der Hochzeitszug machte sich auf den Weg zur Kirche. An der Spitze des Zuges gehen Hochzeitvater und Wortmann mit dem Bräutigam in der Mitte. Ihnen folgt der Bittknecht als Brautführer, die Braut am Arme führend, danach folgt der Rest der Hochzeitsgesellschaft. In der Kirche findet die kirchliche Trauung mit Segnung des jungen Paares statt. Dabei empfängt das junge Paar gemeinsam das Heilige Abendmahl. Anschließend wird die junge Frau vor dem Altar eingesegnet. Danach kommt der Hochzeitszug zum Hause des Bräutigams, wo das jung vermählte Paar an der Treppe vor dem Hauseingang von der Mutter des Hauses mit Brot und Weizenkörner empfangen wird.

Mit einem alten Segensspruch streute sie die Weizenkörner über das junge Paar aus und lies diese vom Brot abbeißen . Dabei sprach sie folgenden Segensspruch:

„Willkommen sei die Ankunft Euer, gesegnet sei die Stunde, da ihr jetzt erscheint. Gesegnet seid wie dieses Korn, das in der Erde wird neugebor'n. Und wie der Sämann streuet aus, so gieße der Herr seinen Segen über euch aus. Gott geb euch Weisheit und Verstand, Gott segne euren Ehestand“.

Danach ging man zum Feiern über, meistens im Haus des Bräutigams oder der Braut. Später benutzte man den Gemeindesaal. Das Mittagessen gab der Bräutigam und das Abendessen die Braut.

Zu Beginn des Mittagessens hielt der Hochzeitsvater eine kleine Ansprache. War der Pfarrer bei dem Hochzeitsmahl anwesend wurde er gebeten das Gebet zu sprechen. Es gab meistens eine kräftige Hühnersuppe mit Nudeln, Huhn und Rindfleisch mit Soße. Dazu natürlich Wein, nachher Gebäck.

Nach dem Hochzeitsmahl spielte die Streichmusik und es wurde kräftig getanzt. Zum Abendessen gab es meistens Braten, dazu Wein und wieder viel Gebäck.

Nach dem Abendessen nahm der Bräutigam seiner Braut den Borten mit dem Myrthenkranz vom Kopf und die Schwiegermutter setzte der jungen Frau die Haube auf. Diese war aus schwarzem Samt mit bunten Blumen mit farbiger Seide bestickt. An beiden Seiten hin je ein ca. 45cm langes schwarzes Samtband gleich der Haube bestickt herunter.

Beerdigung

Wahrscheinlich am stärksten  von allen Feiern im Volksleben trat bei der Totenbestattung uraltes Brauchtum in Erscheinung, das bis in germanische Vorzeit zurückweist: Zurüstung des Toten, Totenwache, Klage, geordneter Gang zum Begräbnis und anderes mehr.

Sobald der Tod eingetreten war, was durch den Leichenbeschauer festgestellt werden musste, wurden Fenster und Türen geöffnet und der Spiegel mit einem schwarzen Tuch verhängt. Der Tote wurde von den nächsten Anverwandten auf eine Bank gelegt und mit warmem Wasser abgewaschen. Das Wasser wurde an einen entlegenen Ort des Hofes in die Ecke gegossen. Die Nägel an Finger und Zehen wurden gekürzt, die Haare gekämmt, bei Männern auch der Bart rasiert. Anschließend wurde der Verstorbene mit dem Totengewand bekleidet und bis zur Beschaffung des Sarges auf der Tischstelle, zwischen den Fenstern aufgebahrt.

Gleich nach eingetretenem Tode wurde dies durch einen nahen Verwandten dem Pfarrer bekannt gegeben. Auch dies geschah in altüberlieferter Weise:

"Es wird euer Wohlehrwürden nicht unbekannt sein, dass unser christlicher Mitbruder (Mitschwester) seit ( so und so lange) krank darniederlag, er/sie konnte nicht mehr genesen und ist eines natürlichen Todes gestorben. Wir wünschen ihm/ihr eine selige Ruhe und eine fröhliche Auferstehung am jüngsten Tage".

Daraufhin teilte der Verwandte den genauen Zeitpunkt des Todes mit und fragte, wann die Beerdigung stattfinden kann. Hierauf wurde von ihm der Glöckner verständigt, der durch läuten einer Glocke der Gemeinde den Tod bekannt gab. Bei Erwachsenen wurde die große  Glocke geläutet, bei Kindern die kleine. Erst nach der Aufbahrung im Sarg waren Besuche von Freunden zugelassen. Die ersten Besuche fanden in der Regel am Abend nach Eintritt des Todes statt. Dabei gab es auch hierfür altüberlieferte Gruß- und Trostworte:

„Guten Abend, unser Herrgott tröste euch mit eurem /eurer Verstorbenen. Unser Herrgott möge ihn/sie erwecken am jüngsten Tage zu ewiger Freude ".

Darauf wurde geantwortet:

„Möge Gott euren Wunsch erhören und uns trösten, er aber (der Tote) nicht mehr“.

Wenn sich Verwandte, Nachbarn, Freunde und Bekannte versammelt und Platz genommen hatten, begann die früher allgemein übliche Totenklage. In neuerer Zeit ist man von der lauten Totenklage mehr und mehr abgekommen. Bei der Todeswache wurden meistens Lieder aus dem Gesangbuch der Evang. Kirche in Siebenbürgen gesungen: zum Beispiel 330 „Herr, ich bin dein Eigentum, dein ist auch mein Leben“; 420 „Ich bin ein Gast auf Erden“; 439 „Freu´ dich sehr oh meine Seele“ und als letztes stets  435 „Christus, der ist mein Leben und Sterben mein Gewinn“....

Nach diesem letzten Choral entfernten sich die Teilnehmer der Todeswache bis auf die nächsten Verwandten. Vorher jedoch bedankte sich ein Angehöriger des Verstorbenen für die dem Toten erwiesene Ehre. Zum Zeichen des Dankes wurden Brot und Wein herumgereicht.

Das Grabmachen besorgten in der Regel acht Männer aus der Nachbarschaft, den Verwandten und dem Freundeskreis des Verstorbenen. Die Beisetzungsfeier wurde durch halbstündiges Glockenläuten angezeigt. Während des Läutens versammelten sich die Teilnehmer im Trauerhaus. Von dort gingen sie in geordnetem Gang: Voran der Bläserchor, es folgte der  Pfarrer mit dem Leichenvater, dann die Träger mit dem Sarg. Hinter dem Sarg die nächsten Hinterbliebenen des Verstorbenen und anschließend die übrigen Trauergäste.

Zuerst fand die Beisetzung auf dem Friedhof statt, anschließend dann der Trauergottesdienst in der Kirche.

Bräuche im Laufe des Kirchenjahres

Weihnachten

Dem Weihnachtsfest kam seit je her bei Alt und Jung eine besondere Bedeutung zu: Ein uralter Brauch war das Kränzebinden, anderen Ortes "Leuchter" genannt. Schon vier Wochen vor dem Fest wurden die Vorbereitungen getroffen. Je zwei Jungen und zwei Mädchen der letzten Schuljahrgänge (in der Regel die besten Schüler) wurden dazu ausersehen, die Kränze zu binden. Sie wählten dann aus den Schülern des 5. - 9. Schuljahrgangs ihre Partner aus (In früherer Zeit wurden die Kränze aus Immergrün und dergleichen gebunden, später verwendete man dazu farbige Kunstblumen).

Der zylinderförmige "Kranz" auf einem speziell dafür hergerichteten Gestell wurde mit farbigen, zum Teil in Silber schillernden Kunstblumen verkleidet und mit 15 Kerzen versehen.

An der Vorderseite war eine stilisierte Taube angebracht (als Symbol für den Heiligen Geist) an deren Schnabel eine dicke, meist silberfarbene Glasperle baumelte. Wochenlang vor dem Christfest übte der Lehrer mit den Wechselchören den uralten Wechselgesang: „Kommt zusammen Christi Glieder ...“, nach der Weise „Quem pastores lauda vere ...“.

Am Heiligabend um acht Uhr bliesen die "Turner"  vom Glockenturm Weihnachten ein.

Vorher läutete die große Glocke. Vom Bläserchor gespielt, ertönte dann die weltweit bekannte Weise: „Stille Nacht, Heilige Nacht“.

Am ersten Weihnachtstag früh morgens (ca. 6 Uhr) läuteten vom Turm die Glocken zur Christmette. Die Gemeinde kam aus allen Gassen zur Kirch . Die Schuljugend mit den Kränzen stellte sich im Chor der Kirche auf. Die Kränze erstrahlten im Licht der angesteckten Kerzen. Machtvoll setzte die Orgel ein mit dem Choral: „Brich` an du schönes Morgenlicht“.

Dann verlas der Pfarrer das Weihnachtsevangelium ( Luk.2,1 - 14 ).

Anschließend verteilten sich die Kränze zum Wechselgesang . - Der erste Jungenkranz blieb vor dem Altar, im Chor der Kirche, der zweite (ein Mädchenkranz),  auf der Empore , links

neben der Orgel , der dritte , auch ein Mädchenkranz , vorn auf der Burschenempore und der vierte, ein Jungenkranz, auf der Empore rechts neben der Orgel.

Dann begann der Wechselgesang des einstudierten Liedes: „Kommt zusammen, Christi Glieder“.  Nach dem Wechselgesang folgte die Predigt, danach das Lied: „Oh du Fröhliche, oh du selige ...“ und zum Schluss der Christmette das Lied: „Stille Nacht, Heilige Nacht“.

Nach dem Gottesdienst machten sich alle auf den Heimweg. Nur die Schuljugend mit den Kränzen ging im Dorf von Haus zu Haus „Ansingen“ und trugen reihum die Kränze.

Es wurden meistens die Weihnachtslieder: „Alle Jahre wieder ...“, „Ihr Kinderlein kommet“,

„Wo ist Jesu, mein Verlangen?“ und „Oh höchst erwünschte Zeit“ gesungen.

Dann betraten sie das Haus mit dem Spruch:

„Es soll euch gar gefällig sein, mit unserer kleinen und geringen Aufwartung, wenn wir nicht gut gekonnt haben, auf ein künftiges Jahr werden wir besser können“.

Daraufhin wurden die Schüler gelobt, mit Kuchen und Getränken bewirtet und außerdem erhielten sie ein kleines Geldgeschenk. Nachher wurden die Kränze auf dem Altar in der Kirche  bis zum Beginn der Passionszeit (Osterfastenzeit) aufgestellt.

Neujahr

In der Sylvesternacht, knapp vor Mitternacht, wurde das alte Jahr „zu Grabe“ geläutet, dann spielte der Bläserchor vom Turm einen Trauermarsch. Nun schlug die Uhr 12 Uhr Mitternacht.  Das neue Jahr begrüßte man mit einem flotten Marsch. Am Neujahrstag war es vielfach üblich, Geschenke zu machen: Die Presbyter beschenkten den Herrn Pfarrer. Notär und Gräf erhielten vom Amt je einen Hasen. Die erwachsene Jugend brachte dem Pfarrer gleichfalls Geschenke, die Burschen meistens ein fünftel Hektoliter Weizen. Die Schulkinder schenkten den Lehrern ein Huhn oder auch eine Flasche guten Wein. Als Gegengabe erhielten sie ein Päckchen Oblaten, oder ein kleines Geldgeschenk. Auch innerhalb der Verwandtschaft wurden zum Teil Geschenke ausgetauscht.

Ostern

Ostereier, „Bespritzen“, „Hahnenschiessen“ - all dies gehörte zum Osterfest.

Der erste Feiertag galt dem Besuch der Kirche. Wo meistens alle: Frauen, Männer und Jugend in der althergebrachten Kirchentracht erschienen und in geordneter Reihenfolge (meistens nach Alter) die Kirche betraten. Nachmittags, nach dem Vespergottesdienst, trugen die Maiden und die größeren Schulmädchen die Ostereier von den „Goden“ an deren Patenkinder aus.  Am zweiten Ostertag, noch vor dem Kirchgang, gingen die Jungen zu den Mädchen, die Burschen zu den Maiden, um sie mit dem extra dafür gekauften „Rosenwasser“ zu bespritzen. Dabei wurde meistens folgender Spruch aufgesagt:

„Ich habe gehört, Ihr habt ein Rosenbäumchen zum begießen, ich möchte es gerne begießen; es soll euch nicht verdrießen .“

Natürlich wurde die Erlaubnis, das „Rosenbäumchen“ zu begießen, gerne gegeben.

Die Jungen erhielten als Gegengabe gefärbte Ostereier, die Burschen und die Männer wurden außerdem mit Festtagskuchen und Getränken bewirtet.

Am Nachmittag des zweiten Osterfeiertages fand das sogenannte „Hahnenschiessen“ statt. Was dieser Brauch bedeutet und worauf er zurückgeht ist uns nicht bekannt. Jedenfalls diente er der Belustigung der Burschen und Jäger aus dem Dorf.

Dabei mussten die Burschen einen festgebundenen Hahn mit Hilfe von Pfeilen treffen. Anschließend wiederholte sich das Ganze, indem die Männer auf einen anderen Hahn mit einem Gewehr schossen. Die glücklichen Schützen erhielten eine Hahnenfeder auf den Hut und stifteten einen Eimer selbstgemachten Wein, der dann in geselliger Runde getrunken wurde. 

In der Nacht zum 1. Mai war es üblich, dass die Burschen „Maien“ am Hoftor ihrer Mädel aufstellten. Am 1. Mai frühmorgens ertönte von einer Anhöhe rings um das Dorf, von dem Bläserchor gespielt, das Lied: „Der Mai ist gekommen“. Anschließend marschierten die Bläser durch das Dorf. Von Zeit zu Zeit machten sie Halt und immer wieder erklang die Melodie „Der Mai ist gekommen“.

Pfingsten

Der alte Brauch, zu Pfingsten junge Birkenbäume vor den Häusern aufzustellen, ist allmählich eingeschlafen.

Einer der ältesten Pfingstbräuche in unseren Dörfern war das sogenannte „Kranzreiten“.

Dieser Brauch geht anscheinend auf die Führerwahl bei unseren germanischen Vorfahren, um die Jahrtausendwende, zurück.

Jeder Bauernbursche, der über ein gutes, schnelles Pferd verfügte und den Ehrgeiz besaß, beim Kranzreiten um den Sieg zu kämpfen, war bemüht schon rechtzeitig vor Pfingsten sein Pferd gut zu hafern und einzureiten. Am Pfingstsonntag wanden die Maiden zwei große  Siegerkränze von gut 1m im Durchmesser teils aus Eichenlaub und dazu Feld- und Gartenblumen. Am Pfingstsonntag nachmittag schritten sie, je zwei Mädchen in einem Kranz nebeneinander, die anderen daneben, den Kranz tragend, durch das Dorf. Dabei sangen sie alte Volkslieder. Danach wurden die Kränze beim Altknecht abgelegt, wobei darauf geachtet wurde, dass sie sich bis zum anderen Tag möglichst frisch hielten.  

Am Pfingstmontag formierte sich der Reiterzug. Voran schritt die Streichmusikkapelle, die in altüberlieferter Weise den „Kronprinz-Rudolf-Marsch“ spielte. Dahinter immer je zwei Reiter nebeneinander, alle in schwarzer Hose, schwarzen Schaftstiefeln, schwarzer Joppe und schwarzer Lammfellmütze, voran die beiden Knechtenväter, die vier Fahnenträger und anschließend der ganze Zug. Die Siegerkränze wurden von den beiden jüngsten Burschen mitgeführt. Viele Schaulustige schlossen sich dem Zug an.

An dem vorher vom Presbyterium im Einvernehmen mit dem Ortsamt bestimmten Rennplatz angekommen, wurden Start und Ziel durch Fahnen markiert. Die Siegerkränze befanden sich bei den Zielfahnen. Am Start stellten sich die Reiter in einer langen Reihe dicht nebeneinander auf. Sobald die Reihe richtig ausgerichtet war, gab der Ortsrichter das Startzeichen. Die Reiter stürzten los in Richtung Ziel, wobei der erste Ritt immer als Proberennen galt. Danach folgte das Rennen um den 1.Preis, dem sogenannten „Pfingstkönig“. Der 2. Preis wurde merkwürdigerweise „Kaiser“ genannt. Beide Sieger erhielten neben einer Geldprämie je einen von der Schwesternschaft gestifteten Kunstblumenstrauß, der an die Lammfellmütze geheftet wurde. Der 3. Preis wurde nach alter Gepflogenheit „Gulden“ genannt und der 4.Preis hieß „ein halber Gulden“ oder 50 Kreuzer nach altösterreichischer Währung.

Gespannt und mit lebhaftem Interesse verfolgten die zahlreichen Zuschauer den Ablauf des Rennens. Nach Beendigung des Wettlaufs ordnete sich der Reiterzug zum Heimritt  Voran wieder die Musik, die Knechtenväter und dann die beiden Sieger mit den Siegerkränzen. Es folgten die Bannerträger und dann die übrigen Teilnehmer.

Der Zug hielt zuerst vor dem Pfarrhaus, wo der Altknecht dem Pfarrer die Sieger verkündete. Der Pfarrer hielt eine kurze Ansprache. Er wies auf die Bedeutung alten Brauchtums hin, auf die uralte Tradition und tapfere Haltung des kleinen Volkes der Siebenbürger Sachsen im Kampf um die Erhaltung von Volkstum und Eigenart.

In ähnlicher Weise erstattete man dem Ortsrichter und dann auch dem Kirchenkurator Meldung. Siegerkranz und Fahne wurden dann zum Haus des „Pfingstkönigs“ gebracht, wo es anschließend einen fröhlichen Umtrunk gab. Danach löste sich der Reiterzug auf und die Jugend versammelte sich zum Tanz, der auch am dritten Pfingstfeiertag fortgesetzt wurde .

Der „Pfingstkönig“ hatte das Vorrecht, bis zum nächsten Kranzreiten in der Kirche auf der Empore neben dem Altknecht Platz zu nehmen.

Weiteres aus dem Jahresablauf

Besondere Bedeutung kam auch der Weinlese zu, die in Weilau am Gallustag (16. Okt.) begonnen wurde. Alle die zu dem Hof als Arbeiter im Jahreslauf Beziehung hatten, als Freunde und Bekannte, beteiligten sich gerne an der Weinlese.

  • Dem Kornbau kam als Brotfrucht große Bedeutung zu. War das Korn geschnitten, brachte man den aus Kornähren geflochtenen Erntekranz ein. Zu Hause wurde der Erntekranz der Bäuerin übergeben, die ihn bis zur nächsten Ernte aufbewahrte.
  • Wenn im Spätherbst die Feldarbeiten allmählich beendet waren, die Tage immer kürzer wurden und der Abend zunehmend früher begann, kam auf unseren Dörfern die Zeit der Spinnstube heran. In der Spinnstube ging es meistens lebhaft zu. Muntere Gespräche, Lied und Scherz ließen die Zeit rasch verstreichen. In den sog. Dreizehn Tagen (gemeint sind die 12 Nächte vor der Thomasnacht bis zum Heiligen Dreikönigstag) ruhte die Arbeit mit Spinnrad, Spindel und Webstuhl.
  • Im Winter wurden unter der Leitung der Lehrkräfte Volkstheaterstücke einstudiert, oft in sächsischer Mundart. Es wurde Wert darauf gelegt neben lustigen, unterhaltsamen Stücken auch solche mit erzieherischem Wert zur Aufführung zu bringen.
  • Das Fest der Heiligen Drei Könige am 6. Januar und der Marienball am 2. Februar wurden gefeiert. Für die erwachsene Jugend war der „geschworene Montag“ (6. Jan.) ein Tanzvergnügen besonderer Art. Die Maiden besorgten für diese Feier die Musiker und stifteten auch den Wein. Außerdem hatten sie das Recht der Wahl zum Tanz. In derselben Art wurde auch der „Piterschdag“ (Peter und Paulustag, 29. Juni) gefeiert.
  • Zwischen Neujahr und der Osterfastenzeit (Aschermittwoch) fanden verschiedene Unterhaltungen statt: Frauenvereinsball, Maskenball, Turnerball, Feuerwehrball.
  • In der Nacht zum 1. Mai war es üblich, dass die Burschen „Maien“ am Hoftor ihrer Mädel aufstellten. Am 1. Mai frühmorgens ertönte von einer Anhöhe rings um das Dorf, von dem Bläserchor (Turner) gespielt, das Lied: „Der Mai ist gekommen“. Anschließend marschierten die Bläser durch das Dorf. Von Zeit zu Zeit machten sie Halt und immer wieder erklang die Melodie „Der Mai ist gekommen“

An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich, bei Pfarrer Hans Rehner bedanken, der für uns die Geschichte von Weilau niedergeschrieben hat. Bei Dietlinde Rehner für Ihre Hilfe beim Korrekturlesen :-) und bei allen, die uns Bilder zur Verfügung gestellt, oder eingescannt haben! 

Literaturangabe

Der vorliegende Beitrag zur Geschichte, Kultur und Tradition der Gemeinde Weilau ist aus folgender Literatur zusammengestellt worden und soll als Information für die heutige und künftige Generationen dienen:

  1. E.A.Bielz, „Handbuch der Landeskunde Siebenbürgens“, 1857
  2. Ioan Biris, „Comuna Batos, - File de Cronica”, Batos,  2003
  3. Hannes Frim sen., „Aufstieg und Niedergang - Erinnerungen an die verlorene Heimat“, Töpingen, 1969
  4. Horst Göbbel /Alexandru Pintelei, „Wendepunkt in Nordsiebenbürgen“  Haus der Heimat Nürnberg, 2004
  5. Michael Kroner, „Kirche und Schule der Siebenbürger Sachsen“, Nürnberg, 1996
  6. Friedrich Müller, „Siebenbürgische Sagen“, Wien - Hermannstadt,1885
  7. Thomas Nägler, „Colonizarea sasilor din Transilvania”, Cluj-Napoca, 1973
  8. Gustav Rösler, „Zur Geschichte der Stadt Sächsisch - Regen und ihrer sächsischen Umgebung bis zum Aussterben der Arpaden“, Köln, 1968
  9. Georg Daniel Teutsch, „Geschichte der Siebenbürger Sachsen I“, Hermannstadt, 1899
  10. „Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde Heft 1 / 1994“ Böhlau Verlag Köln Weimar Wien